Die Obstbauern am Bodensee erwarten dieses Jahr mit 247.000 Tonnen ein Ernteplus von 13 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Qualität ist sehr gut, mit großen Kalibern, guter Festigkeit und einem ausgewogenen Zucker-Säure-Verhältnis.
Am Donnerstag, 29.08.2024, feiern die Obstbauern die offizielle Eröffnung der diesjährigen Apfelsaison im Auto & Traktor Museum Bodensee in Uhldingen-Mühlhofen mit einem positiven Blick in die Zukunft.
„Es ist immer eine große Freude, wenn im Herbst eine so schöne Ernte in den Kisten liegt. Darauf haben die Obstbauernfamilien das ganze Jahr mit viel Herzblut hingearbeitet,“ eröffnet Erich Röhrenbach, welcher gemeinsam mit Thomas Heilig Vorsitzender der Obstregion Bodensee e.V. ist, die Bodensee-Apfelsaison 2024/2025 im Auto & Traktor Museum Bodensee in Uhldingen-Mühlhofen.In seinem Rückblick auf die Saison berichtet der Vorsitzende der Obstregion Bodensee e.V. von einer anspruchsvollen Saison. Dennoch ist es den Obstbauern vom Bodensee gelungen eine hervorragende Ernte an die Bäume zu bekommen. Durch den milden Winter ist die Vegetation früh gestartet und brachte das Risiko von Spätfrösten mit sich, was den Obstbauern angespannte Nächte Ende April bescherte. Glücklicherweise kam es durch den mit Wolken bedeckten Himmel am See zu keinen allzu kritischen Temperaturen und die Bodenseeregion wurde – im Gegensatz zu anderen Anbaugebieten in Deutschland – von Frostschäden größtenteils verschont. Es folgte ein sehr nasses Jahr mit ständigen Regenfällen. Dies brachte einerseits ausreichend Wasser für ein gutes Wachstum der Früchte und damit schöne Größen der Äpfel. Andererseits hatten die Betriebe auch mit Unwetter, teils mit Hagel, sowie Hochwasser und schwer befahrbaren Obstanlagen zu kämpfen.
Ernteplus von 13 % am Bodensee
Die für Herbst 2024 geschätzte Erntemenge an Äpfeln vom Bodensee beträgt 247.000 Tonnen. Damit liegt die Ernte um 13 % über der Menge des Vorjahres sowie über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Somit liegt die Erntemenge am Bodensee sogar etwa 20.000 Tonnen über der Schätzung für Norddeutschland.
Für Deutschland insgesamt wird eine erwartete Apfelmenge auf 793.000 Tonnen geschätzt, was einem Minus von etwa 16 % zum Vorjahr entspricht. Europaweit wird eine Apfelproduktion von insgesamt 10,2 Mio. Tonnen (- 11 %) erwartet.
Im Bericht zur diesjährigen Ernteprognose und dem Ausblick auf den Markt berichtet Dr. Egon Treyer, Geschäftsführer der Marktgemeinschaft Bodenseeobst e.G.
Im Gegensatz zum Bodensee, wo die Ernte im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden konnte und eine große Menge erwartet wird, fällt die deutsche sowie auch die europäische Erntemenge aufgrund von Frostereignissen und der diesjährigen Witterung geringer aus als im Vorjahr.
Hauptsorte Elstar
Die höchste Einzelmenge in der Bodensee-Schätzung besitzt die beliebte Sorte Elstar mit knapp 46.000 Tonnen, gefolgt von Gala Royal mit etwa 36.000 Tonnen sowie Braeburn mit 30.000 Tonnen. Die drei Sorten der Jona-Gruppe (Jonagold, Jonagored, Red Jonaprince), die vorwiegend in der zweiten Hälfte der Saison vermarktet werden – hängen am Bodensee mit plus 8 % und damit gut 60.000 Tonnen in den Apfelanlagen am Bodensee.
Die sogenannten Clubsorten (insb. Kanzi®, KIKU®, Evelina®, Cameo®, Greenstar®, Fräulein®, SweeTango®, Rockit®, Magic Star®) stehen mit einem Plus von 12 % mit stattlichen 50.000 Tonnen zur Ernte an.
22.500 Tonnen Öko Äpfel
Für die ökologische Apfelproduktion am Bodensee werden rund 22.500 Tonnen (+15 %) Tafeläpfel erwartet, was knapp 11 % Anteil an der gesamten Apfelproduktion im Bodenseegebiet ausmacht. In Europa stehen mit nur 182.000 Tonnen geschätzten Tafeläpfeln -16 % zum Vorjahr zur Verfügung.
Ungleiche Wettbewerbsbedingungen für den deutschen Obstanbau
Neben dem optimistischen Blick auf den Markt berichtet Erich Röhrenbach aber auch von aktuell schwierigen Rahmenbedingungen für den deutschen Obstbau. Schon jetzt überfordere der gesetzliche Mindestlohn die Wirtschaftlichkeit in den handarbeitsintensiven Sonderkulturen. Eine weitere deutliche Erhöhung, deren Diskussion im kommenden Wahlkampf erwartet wird, ist ohne Sonderregelung für viele Betriebe nicht zu stemmen.
Die liegt insbesondere an den ungleichen Wettbewerbsbedingungen im Vergleich zur Konkurrenz aus beispielsweise Polen oder Italien, wo der gesetzliche Mindestlohn etwa halb so hoch ist, bzw. es in Italien gar keinen gibt. Die Verkaufspreise bilden sich jedoch im europäischen Wettbewerb. Mit einem Selbstversorgungsgrad von nur 57 Prozent bei Äpfeln ist Deutschland für europäische und nicht-europäische Länder ein Schlüsselmarkt und die heimischen Äpfel mit ihren Mehrwerten stehen in ständiger Preiskonkurrenz zu günstigeren Angeboten.
(Quelle: Obstregion Bodensee e. V.)