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European Fruit Magazine

Einflussfaktoren für die übermäßige Fruchtausdünnung bei Gala in 2022

In Südtirol war 2022 für die chemische Ausdünnung ein schwieriges Jahr. Insbesondere die Sorte Gala wurde vielfach zu stark ausgedünnt. Diverse Faktoren beeinflussen nach Angaben von Gerhard Baab von Agroselection das Ausdünnungsergebnis: die Sorte, das Wachstum, der Wirkstoff, vor allem aber die gegebene Kohlenhydratbilanz. Der Auxinfluss und die Gibbereline steuern den natürlichen Fruchtfall. Eine geringe Ausstattung mit Samen und eine geringe Assimilierungsversorgung fördern den Fruchtfall. Eine entscheidende Rolle aber spielen die Kohlenhydrate, sie sind zum Zeitpunkt der Blüte die wichtigste Grundsubstanz und gleichzeitig Energielieferant der Pflanze, gesteuert von Photosynthese und Atmung. Der Kohlenhydratverbrauch ist abhängig von Fruchtbehang und Wachstum.
Eine ausgeglichene Kohlenhydratbilanz führt zu geringem Junifall. Kurzer Fruchtholzschnitt fördert den Fruchtfall und vergrößert die Aufnahmeoberfläche der Blätter. Die diversen Wirkstoffe wirken unterschiedlich: ATS stört den Befruchtungserfolg, 6-BA verschärft die Auxinhierarchie, NAA setzt den Auxinexport aus den Früchten herab und Metramitron reduziert die Photosyntheseleistung. Je feuchter und wärmer die Luft, desto mehr Wirkstoff nehmen die Blätter auf. Entscheidend aber ist schlussendlich die Kohlenstoffbilanz. Es wäre wünschenswert, ein auf europäische Verhältnisse zugeschnittenes Kohlenstoffbilanzmodell zu entwickeln.

Ursachen für die zu starke Ausdünnung
Für die überhöhte Ausdünnung im Frühjahr 2022, besonders bei Gala (vor allem dunkle Mutanten) und Golden, boten Christian Andergassen vom VZ Laimburg und Jos de Wit von Fruitconsult die folgende Erklärung: Als Folge der sehr hohen Nachtemperaturen und der dadurch gegebenen Stresssituation erfolgte ein erhöhter natürliche Fruchtfall. Gleichmäßig große Früchte, ein starkes Wachstum, eine verstärkte Wirkung von Metamitron auf Früchte > 20 mm und eine teilweise schlechte Blattqualität verstärkten den Fruchtfall. Für 2023 sollten nicht alle alten Erfahrungen über Bord geworfen werden: 2023 wird bestimmt ein ganz anderes Jahr werden. Baumschnitt, Ernährung und Wasser bleiben wichtig. ATS (+Ethrel) bleibt weiterhin die Basis. Mehr Augenmerk sollte auf die Schatten- und Sonnenseite gelegt werden. Zudem ist größere Vorsicht mit Metramitron in den unteren Baumpartien wichtig.

(Quelle: Vorträge Gerhard Baab, Christian Andergassen und Jos de Wit während das Obstbauseminar, des Absolventenvereins für Landwirtschaftliche Schulen A.L.S in Südtirol)