Captan droht, als Wirkstoff gänzlich von der Bühne zu verschwinden. Im Oktober 2022 wurde in der Sitzung des Ständigen Ausschusses der EU-Kommission für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel (SCoPAFF) über die neuerliche Zulassung des Mittels gesprochen. Der Vorschlag der EU-Kommission lautet, die Verwendung von Captan auf den Unterglasanbau zu beschränken.
Laut dem in Brüssel ansässigen Beratungsbüro EU Focus gibt es in mehreren Mitgliedstaaten großen Widerstand gegen diesen Plan. EU Focus glaubt, dass die EU-Kommission bei der Sitzung des SCoPAFF im Januar 2023 über den Vorschlag abstimmen lassen könnte. Im schlechtesten Fall wird der Vorschlag angenommen und Captan nach 2023 nicht mehr für Freilandkulturen wie den Obstbau zur Verfügung stehen. Laut EU Focus ist eine Abstimmung im Januar sehr wahrscheinlich, wenn die EU-Kommission ihren Vorschlag nicht abändern möchte. Nur wenn viele Mitgliedstaaten gegen den Vorschlag stimmen, ist die Möglichkeit gegeben, dass die EU-Kommission ihn ändert.
Bei der neuerlichen Zulassung von Captan würden nicht nur technische, sondern auch politische Argumente eine Rolle spielen, so EU Focus. „Um die Farm to Fork-Strategie zu unterstützen, scheint die EU-Kommission vor dem Ende ihrer Amtszeit einige wichtige Entscheidungen über die Zulassung von Mitteln treffen zu wollen.“ Mit anderen Worten: „Entscheidungen werden in den kommenden Monaten eher politisch motiviert sein als auf echten Risiken, die eine Einschränkung in der Anwendung notwendig machen, basieren.“